
Honigbienen
Honigbienen durchlaufen im Laufe eines Jahres verschiedene Phasen, die eng mit den Jahreszeiten und den jeweiligen Umweltbedingungen verknüpft sind. Dieser Zyklus sichert sowohl das Überleben des Volkes als auch die erfolgreiche Honigproduktion. Da Honigbienen keinen Winterschlaf halten, benötigen sie ihren gesammelten Honig und eingelagerten Pollen, um den Winter zu überstehen und bereits früh im Jahr neue Brut aufziehen zu können – lange bevor die Natur wieder Nektar und Blütenpollen bereithält.

Januar
Das Volk beginnt meist im Januar damit, wieder Brut für die kommende Saison anzulegen. Dafür erhöhen die Bienen die Temperatur im Stock, und die Königin beginnt, die ersten Eier zu legen. Nach etwa 21 Tagen schlüpfen daraus die jungen Arbeiterinnen.

Februar/März
Start der Saison: Sammeln von Nektar und Pollen für die Brut Mit den ersten Frühlingstagen und steigenden Temperaturen wird das Bienenvolk wieder aktiv. Die Königin setzt die Eiablage fort, während die Arbeiterinnen sich intensiv um die Brutpflege kümmern. Um die wachsende Brut zu versorgen, sammeln die Bienen Nektar und Pollen von frühblühenden Pflanzen. In der Regel liefern Haselnuss und Erle die ersten wichtigen Pollen, gefolgt von Krokussen, Winterlingen, Schneeglöckchen und anderen Frühblühern. Der Nektar dient den Bienen als Energiequelle, während der Pollen als Eiweißlieferant für die Larven unerlässlich ist. Mit zunehmendem Blütenangebot steigern die Bienen ihre Sammelaktivitäten kontinuierlich. Sobald die Temperaturen etwa 8 bis 10 Grad erreichen, können die Bienen ausfliegen und sammeln – darunter ist es schlichtweg zu kalt für längere Flüge.

April bis Juni
Das Volk wächst im Frühjahr rasant – von etwa 3.000 bis 5.000 Bienen im Winter auf bis zu 40.000 im Sommer. In dieser Zeit werden auch Drohnen, also die männlichen Bienen, herangezogen. Das Volk hat nun zwei Hauptaufgaben: Einerseits Nektar sammeln und als Honig einlagern, andererseits junge Königinnenzellen anlegen. Sobald diese Königinnenzellen ein bestimmtes Entwicklungsstadium erreicht haben, verlässt die alte Königin mit etwa einem Drittel der Arbeiterinnen den Stock. Sie schwärmen aus und suchen eine neue Unterkunft. Dies ist der natürliche Weg, wie sich Honigbienenvölker vermehren.

Mai und Juni
In der Regel können wir in dieser Phase zweimal Honig ernten. Die Frühtracht besteht größtenteils aus Obstblüten und Raps und endet mit der Blüte der Robinie. Darauf folgt die Sommertracht, die in unserem Einzugsgebiet besonders durch die Linde geprägt wird. Als Imker bemühen wir uns, diese beiden Trachtzeiten voneinander zu trennen, da der Honig jeweils sehr unterschiedliche Eigenschaften und Aromen besitzt.

20.-22. Juni
Sommersonnenwende: Wendepunkt im Bienenjahr! Die Sommersonnenwende markiert einen wichtigen Wendepunkt im Bienenjahr. Obwohl die Tage ab diesem Zeitpunkt wieder kürzer werden, ist dies häufig die Zeit der Haupttracht – die Bienen sammeln jetzt besonders intensiv Nektar und produzieren fleißig Honig. Besonders die Sommerlinde steht dann noch im Fokus. Gleichzeitig beginnt das Volk, sich langsam auf die kommenden kühleren Monate vorzubereiten: Die Königin reduziert ihre Eiablage, und die Aufzucht von Drohnen wird eingestellt. Ab diesem Zeitpunkt werden auch die ansonsten friedlichsten Völker ungehaltener, wenn man an ihre Wintervorräte möchte. Als Imker haben wir den Honig in der Regel bereits vor diesem Zeitpunkt geerntet.

Ab August
Nachdem wir hoffentlich das zweite Mal Honig ernten konnten, behandeln wir die Völker gegen die Varroamilbe und füttern sie mit speziellem Futtersirup auf. Viele Versuche haben sogar gezeigt, dass die Bienen mit diesem Sirup teilweise stärker aus dem Winter kommen als mit Honigvorräten, da der Sirup weniger ballaststoffreiche Rückstände enthält, die den Darm der Bienen belasten könnten. Unsere Aufgabe ist es, den Bienen ausreichende Vorräte für den Winter bereitzustellen. Ein kräftiges Bienenvolk verbraucht je nach Witterungsverlauf im Winterhalbjahr zwischen 13 und 20 kg Honig. Der größte Verbrauch fällt meist auf den April (ca. 5 kg), wenn die Völker stark brüten. Ab Mitte April stehen den Bienen dann meist schon wieder natürliche Trachtquellen zur Verfügung.

Im späteren Herbst
Überwinterung in der Wintertraube: Im Spätsommer und Herbst schließt das Volk die Vorbereitungen auf den Winter ab. Es werden vermehrt langlebige Winterbienen erzeugt, die sich durch ein angelegtes Fett-Eiweiß-Polster auszeichnen. Sobald die Temperaturen sinken und keine Tracht mehr verfügbar ist, ziehen sich die Bienen in ihren Stock zurück und bilden die sogenannte Wintertraube. In dieser dichten Formation erzeugen sie durch Muskelbewegungen Wärme, um die Königin und sich selbst vor der Kälte zu schützen. Selbst bei extremen Minusgraden draußen halten die Bienen im Kern der Traube eine Temperatur von etwa 20 °C, während die Außentemperatur der Traube bei etwa 13 °C liegt. Während dieser Phase leben die Bienen von ihren angelegten Futtervorräten und sammeln den Kot in der Kotblase. Erst bei Temperaturen über 10 °C können sie zu sogenannten Reinigungsflügen ausfliegen. Ab jetzt sollten die Bienen möglichst ungestört bleiben – jede Störung kann dazu führen, dass Bienen außerhalb der Traube auskühlen und der Futterverbrauch deutlich steigt. Bis Januar bleibt es meist ruhig im Bienenstock, während die Beuten durch ein spezielles Gitter gegen Mäuse geschützt werden. Diese könnten sonst im Winter großen Schaden anrichten.